Nachhaltig Leben: Beim Vertical Farming kann man mehr mit weniger anbauen

Mark Zahran: <<Beim Vertical Farming kann man mehr mit weniger anbauen>>

Um 2050 zehn Milliarden Menschen ernähren zu können, muss sich unser Lebensmittelsystem grundlegend ändern. Deshalb ist das Credo von YASAI: Grow more with less! Zu diesem Zwecke entwickelt das ETH Spin-off Vertical Farms, welche die Produktion von Blattgemüse und Kräutern überall ermöglichen sollen. Effektiv, ressourcensparend und automatisiert. Wir haben mit Mark Zahran, dem innovativen Kopf hinter dem Start-up, gesprochen und wollen wissen: Wie können vertikale Farmen unser Ernährungssystem revolutionieren?

Die Weltbevölkerung wächst rasant: 2050 werden rund zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben, die ernährt werden müssen. Mit den gleichen Ressourcen, die uns heute zur Verfügung stehen. Das ist nur möglich, wenn Pflanzen die Hauptrolle auf der Speisekarte spielen.

Doch der Platz und die klimatischen Gegebenheiten für den Anbau frischer Lebensmittel ist stark begrenzt. Deshalb denkt YASAI in die Höhe. Auf dem Swiss Green Economy Symposium (SGES) hatten wir die Möglichkeit, CEO Mark kennenzulernen und ihm all unsere Fragen über vertikale Landwirtschaft zu stellen.

Was sind die Vorteile von Vertical Faming? 

Beim Vertical Faming kann man mehr mit weniger anbauen. Konkret bis zu zweihundert Mal mehr Kräuter und Blattgemüse pro Quadratmeter. Ausserdem kommt der Anbau mit 95 Prozent weniger Frischwasser und komplett ohne chemische Pestizide aus. Sprich wir haben die Möglichkeit, die Produkte sehr lokal anzubauen und brauchen dafür nicht einmal Sonnenlicht.

Wie kann man sich so eine Vertical Farm vorstellen?

Die Pflanzen wachsen unter LEDs auf Etagen übereinander und werden mit einem automatischen Bewässerungssystem gewässert. Die Wurzeln der Pflanzen schwimmen dabei im Wasser, das mit einer Nährstofflösung versetzt ist. Die Tische, auf denen die Pflanzen gezogen werden, bewegen sich und der ganze Prozess ist hochautomatisiert. Sprich die Pflanzen kommen zum Menschen, der sie erntet, nicht der Mensch muss zur Pflanze gehen. Das macht die Kostenstruktur sehr rentabel, weshalb wir mit Importprodukten konkurrieren können.

Mit der Technologie, die wir derzeit einsetzen, können wir bis zu 15 Etagen mit einer Gesamthöhe von etwa 16 Metern aufbauen. Aktuell haben wir eine Halle zur Verfügung mit rund 600 Quadratmetern Anbaufläche. Das entspricht der kleinstmöglichen Farm, die sich auszahlt.

Euer Hauptziel ist nicht, selbst Gemüse anzubauen, sondern die Systeme zu vertreiben. Für wen sind eure Vertical-Farming-Systeme gedacht? 

Unser Ziel ist es, die Technologie zu spezialisieren und die Expertise dafür zu bekommen. Dazu gehört auch, die Anleitung für die Pflanzenkultivierung zu lizenzieren, sodass wir am Ende Kundinnen und Kunden weltweit das gesamte System zur Verfügung stellen können.  Die wiederum können damit dann nach dem «Plug and Play»-Prinzip ihre Produkte damit anbauen. Wir machen also die Forschung für sie. Die Kräuter sind dabei ein gutes Nebenprodukt.

Wie ist das mit dem Stromverbrauch, ist der nicht sehr hoch? 

Unsere Farms basieren auf 100 Prozent erneuerbarer Energie. Wir dekabonisieren das Lebensmittelsystem auf diese Weise. Transportwege werden dadurch massiv kleiner, teilweise um ein tausendfaches. Heute werden Kräuter im Winter aus Südafrika eingeflogen, das wird durch Vertical Farms unnötig. Gleichzeitig können wir die Abwärme unserer Farms, die durch die LEDs entsteht, rückgewinnen und zum Heizen nutzen. Selbst die umgebenen Räume der Farm können damit beheizt werden. Dadurch kommen wir von fossilen Heizträgern weg.

Könnte man mit Vertical Farming auch Pflanzen wie Mais oder Soja anbauen? 

Das wird sich in Zukunft zeigen. Ich denke eher nicht, dass das sinnvoll ist. Denn alles, was man lagern kann, pflanzt man besser dort, wo es gut wächst, also Outdoor. Indoor Farming ist für alles perfekt, was frisch sein muss, weil es dabei auf kurze Wege ankommt.