FERI: Cognitive Finance Institute - Vertical Farming

Januar-Ausgabe 2023 Hier Lesen

Interview mit Mark Essam Zahran, Co-Founder YASAI*, 8. Mai 2022

Welche Chancen und Risiken bietet Vertical Farming? Wie weit ist die Entwicklung vorangeschritten?

Vertical Farming bietet die Chance, das Lebensmittelsystem zu dezentralisieren, zu digitalisieren und zu dekarbonisieren. Dabei können wir äußerst nachhaltig und effizient Lebensmittel anbauen. Bis zu 200-mal mehr Ernte pro m² verglichen mit traditionellen Methoden, mit 95 % weniger Frischwasser, komplett ohne Pestizide, lokal, nahe am Konsumenten. Durch eine verdichtete Indoor-Landwirtschaft kann das gesamte Jahr hinweg produziert werden, unabhängig von volatilen Klimaeinflüssen. Die lokale Lebensmittelproduktion erhöht die Resilienz der Städte und reduziert das Risiko von Lieferengpässen für die Retailer und Wholesaler. Ein Risiko besteht darin, dass Vertical Farms gebaut werden könnten, welche nicht durch erneuerbare Energie betrieben werden, sondern über fossile Energieträger.

Was sind Ihre wichtigsten Aufgaben und Möglichkeiten im Zusammenhang mit der Transformation der Food Systems und der „Alternativen Ernährung“?

4D Farming: Digitalisierung, Dezentralisierung, Dekarbonisierung und Demokratisierung der Landwirtschaft. YASAI setzt sich für eine Landwirtschaft ein, welche digitalisiert und hoch automatisiert wird, basierend auf erneuerbaren Energien. Dadurch, dass wir unsere Technologien langfristig allen zur Verfügung stellen möchten, demokratisieren und dezentralisieren wir das Food System. Unser Ziel bei YASAI ist es, Vertical Farming als Infrastruktur der Smart Cities von morgen zu integrieren.

Welchen Einfluss hat die aktuelle geopolitische Lage?

Die Abhängigkeiten von Importländern in Bezug auf landwirtschaftliche Güter von Exportländern wie der Ukraine ist immens. Krisen können dementsprechend schwere Folgen und Kettenreaktionen auslösen und die Nahrungsmittelsicherheit gefährden. Die Abhängigkeit von Computer-Chips aus dem asiatischen Raum ist zudem auch in einer sich neu erfindenden Agrikulturindustrie bedenklich, welche vermehrt auf Automatisierung, KI und Digitalisierung setzt.

Welche Veränderungen werden zukünftig spürbar werden?

Lebensmittel werden mehr kosten, aber auch mehr Nährstoffe und Vitamine pro Kilogramm liefern. Die Devise wird sein: Pay the farmer, not the doctor. Dabei verschieben sich die Ausgaben für Medizin hin zu Lebensmitteln. Ein gesunder Lebensstil mit gesunden Lebensmitteln, lokal produziert, führt zu mehr Resilienz und nachhaltiger Gesundheit – ob für Pflanze, Mensch oder den Planeten.

Wo sehen Sie die größten Chancen für Investoren, Teil der Lösung zu sein?

Investoren haben eine einmalige Möglichkeit, Teil der Lösung zu werden, indem sie in Food Start-ups investieren, welche die steigende Nachfrage nach nachhaltig produzierten und gesunden Lebensmitteln bedienen können. Es wird unzählige Start-ups in den Bereichen Plant-Based oder Lab-Based Meat geben, alternative Proteinquellen, alternative Käse und Milchprodukte, E-Commerce in Food, Smart Farming oder auch Controlled Environment Agriculture (CEA), wie Vertical Farming. Dabei können die Investoren Environmental, Social, Governance (ESG)-Kriterien mit Food verbinden.

*Über YASAI: Das ETH Spin-Off YASAI will mit vertikalem Anbau die Landwirtschaft in die Stadt holen. Das Schweizer Unternehmen baut und verwaltet Vertical Farming-Anlagen auf der Grundlage einer Kreislaufwirtschaft, um die Lebensmittelsysteme zu verändern. Ziel ist es, einen Beitrag zur lokalen Lebensmittelproduktion zu leisten; unabhängig von den klimatischen.