Zu Besuch beim Vertical-Farming-Start-up YASAI

04.11.2020

Am 22. Oktober informierten die fenaco Genossenschaft und das ETH-Spin-Off YASAI über den Bau einer Vertical-Farming-Pilotanlage. Eine Woche später sind wir bei den drei jungen Gründern Mark Zahran, Philipp Bosshard und Stefano Augstburger zu Besuch. Wir wollen mehr über das innovative Projekt erfahren.

Vielen Dank für die Gelegenheit zum Gespräch, erzählt mehr über das Vorhaben!

Mark: Wir sind YASAI. Unsere Grundidee ist «grow more with less», das heisst für uns: mehr Wachstum, mehr Diversität, mehr Qualität, mehr Resilienz und Transparenz mit weniger Ressourcen, weniger Kosten, weniger Transport und weniger Pestiziden. Das Konzept von Vertical Farming ermöglicht genau das. Im Grunde genommen «stapeln» wir den Ackerboden bis zu zehn Mal und kontrollieren den Anbau in einer Halle komplett. Dadurch sind unsere Anlagen 10 bis 15 Mal produktiver als herkömmliche Methoden, sie brauchen 95% weniger Wasser, und sie kommen ohne Pflanzenschutzmittel aus. Wir arbeiten an der Farm für die Ernährung der Zukunft!

Philipp: Dabei setzen wir vollständig auf zirkuläre Systeme. Das fängt beim extrem schonenden Umgang mit Wasser an. Wir arbeiten auch an Lösungen für nachhaltige Düngemittel, zum Beispiel aus Urin. Natürlich kompostieren wir die Produktionsabfälle und wollen die Abwärme der geplanten Anlage nutzen, um die gesamte Halle zu heizen.

Wie hat denn alles angefangen?

Mark: Noch während meinem Studium in Mexiko habe ich 2016 das Thema Vertical Farming entdeckt und wollte es in die Schweiz tragen. Ich traf den Vordenker und emeritierten Professor Dickson Despommier in New York. Er unterstützt uns noch heute als Expert Advisor. Begeistert von der Idee, schrieb ich meine Masterarbeit über das Thema, wie sich Vertical Farming in die Schweizer Landwirtschaft integrieren lässt. Kurze Zeit nach meinem Abschluss traf ich auf Philipp, der sich mit ähnlichen Themen beschäftigte und als Umweltingenieur das technische Know-how mitbrachte…

Philipp: … wir lernten uns im September 2019 im Student Project House der ETH Zürich am Hönggerberg kennen. Ich war sofort Feuer und Flamme für das Vorhaben, hatte ich doch mit ähnlichen Ideen im Bereich Aquaponik experimentiert. Jetzt bin ich CTO bei YASAI…

Stefano: … und schliesslich traf ich als drittes Gründungsmitglied zur Crew. Mark und ich sind Brüder, deshalb erfuhr ich schon früher von der Idee, sozusagen am Familientisch. Als BWL-ler bringe ich die finanzielle Sicht ein. Ich unterstützte ich das Projekt mit einem soliden Businessplan, Finanzierungsfragen, Kundenkontakten und einem Netzwerk an internationalen Investoren.

… und Anfang 2020 habt Ihr schliesslich YASAI gegründet. Was bringt Euch nun die Kooperation mit fenaco?

Mark: fenaco hat ein immenses Wissen von der Landwirtschaft, dem Markt und unseren potenziellen Kunden, den Landwirten – davon profitieren wir sehr! Dank fenaco werden wir auf ein Sounding Board zählen können, dass uns helfen wird, eine Lösung zu bauen, die am Markt gut aufgenommen wird und sich tatsächlich durchsetzt. Die fenaco sieht sich in der Pflicht, dieses neue Geschäftsfeld für die Landwirtsbetriebe zu prüfen.

Philipp: Zudem setzten wir bei der Schädlingsbekämpfung auf die Unterstützung von fenaco. Die Genossenschaft hat ja eine grosse Erfahrung bei alternativen Schädlingsbekämpfungsmethoden wie etwa Schlupfwespen, die wir in der Anlage nutzen wollen. Auf herkömmlichen Pflanzenschutzmittel hingegen können wir verzichten.

(Image 11.fenaco + description "Zwei Brüder mit unterschiedlichen Talenten arbeiten an der Zukunft der Schweizer Landwirtschaft. © Samuel Eckstein / fenaco")

Was unterscheidet Euch von anderen Start-ups in diesem Bereich?

Philipp: Wir legen grossen Wert auf die Skalierung unserer Lösung. Von allem Anfang an hatten wir die Landwirtschaft und die komplette Versorgung von Städten im Auge, und weniger Kleinlösungen oder Endkonsumenten. Für den Anbau von Kräutern sind zwar schon kleinere Anlagen profitabel, aber bei Blattgemüse müssen es schon Hallen von mehreren Tausend Quadratmetern sein, bevor sich der Betrieb lohnt.

Stefano: Wir stehen deshalb auch jetzt schon in Kontakt mit Schweizer Bauern, die Vertical Farming als Chance sehen. Diese Early Adopters planen, ihre Scheunen oder andere Gebäude für Vertical Farming umzunutzen. Aber natürlich wollen sie vor diesem Investment erst einmal sehen, wie das im kleinen Massstab funktioniert. Und da kommt unsere Pilotanlage ins Spiel.

Wie geht es weiter im Projekt?

Mark: Als nächster Meilenstein steht der Bezug der Halle in einem Vorort von Zürich an. Wir hoffen, dass sie im Dezember bezugsbereit ist. Die Lieferung vom Equipment ist für Anfang des nächsten Jahres vorgesehen. Die Eröffnung der Anlage planen wir für den Sommer 2021. Wir zählen dann auf viele Interessierte Landwirtinnen und Landwirte, die wir mit der Pilotanlage vom Vertical Farming überzeugen können.

Weiterhin alles Gute und viel Erfolg!